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Ein Dekubitus entsteht, wenn sich eine Person gar nicht oder nur eingeschränkt selbstständig bewegen kann und so über längere Zeit in gleicher Position verharrt. Diese Druckgeschwüre können massive Schmerzen verursachen und die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Umso wichtiger sind vorbeugende Maßnahmen im Rahmen der Dekubitusprophylaxe. Wir stellen hilfreiche Übungen und Präventivmaßnahmen vor.
Eine wesentliche Maßnahme zur Dekubitusprophylaxe ist das stetige Umlagern der Patientinnen und Patienten. (Bild: © auremar – stock.adobe.com)
Inhaltsverzeichnis
Die Dekubitusprophylaxe beschreibt alle Maßnahmen zur Vorbeugung eines Dekubitus, also eines Druckgeschwürs an bestimmten Stellen des menschlichen Körpers. Hierbei wird die Haut und/oder das darunterliegende Gewebe durch anhaltenden Druck (z. B. langes Liegen) geschädigt. Häufig betroffen sind Körperstellen, an denen der Knochen direkt unter der Haut liegt, wie etwa beim Steißbein oder an den Fersen der Füße.
Um solche Krankheitsbilder gar nicht erst entstehen zu lassen, gibt es die Dekubitusprophylaxe. Sie kommt insbesondere in der professionellen Pflege zum Einsatz, weshalb es z. B. einen eigenen Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege gibt. Aber auch die Angehörigen spielen bei der Dekubitusprophylaxe eine wesentliche Rolle, da sie meist die zentrale Kraft der häuslichen Pflege darstellen.
Grundsätzlich können Menschen jeden Alters einen Dekubitus entwickeln. Ein besonderes Risiko besteht bei gesundheitlichen Einschränkungen, Pflegebedürftigkeit und/oder eingeschränkter Mobilität. Denn können sich die Menschen nur eingeschränkt oder gar nicht selbstständig bewegen, kann der permanente Druck auf die betroffenen Körperareale langfristig zur Bildung von Dekubitus führen. Daher sind Übungen zur Dekubitusprophylaxe v. a. für solche Personen empfehlenswert.
⇒ Welche Risikofaktoren die Entstehung eines Dekubitus begünstigen und welche Körperstellen besonders häufig betroffen sind, zeigt der Beitrag „Dekubitus – Definition, Risikoerfassung und Dekubitusgrade“.
Es gibt zahlreiche Übungen und Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe. Je nach persönlichen Risikofaktoren und Lebensumständen sollten diese individuell auf die jeweiligen Patientinnen und Patienten abgestimmt werden. Dafür eignet sich z. B. ein anfängliches Beratungsgespräch mit den Betroffenen und/oder ihren Angehörigen. In jedem Fall sollte die Dekubitusprophylaxe fester Bestandteil der Pflegeplanung und der regelmäßigen Pflegeroutine sein (Assessment), wie etwa bei der Pflegevisite.
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Bevor geeignete Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden, sollte das zuständige Pflegepersonal das Dekubitusrisiko beim Patienten bzw. der Patientin einschätzen. Dazu gehört beispielsweise die wiederkehrende Beobachtung der Haut an markanten Körperstellen.
Durch regelmäßige Hautbeobachtung lassen sich Hautveränderungen oder ein bereits beginnender Dekubitus rechtzeitig erkennen. Hierfür benötigen die verantwortlichen Pflegekräfte ausreichende Fachkenntnisse über Druckgeschwüre und ihre Symptomatik.
Die Hautbeobachtung zur Dekubitusprophylaxe sollte wie folgt ablaufen:
Neben der Hautbeobachtung ist auch die gezielte Hautpflege eine wesentliche Maßnahme zur Dekubitusprophylaxe. Dabei ist zu beachten, dass jeder Hauttyp eine andere Pflege benötigt. Zudem gibt es keine Salben, die den Druck auf die Haut (häufigste Ursache von Dekubitus) reduzieren. Ebenso schwächt jeder Kontakt mit Wasser den Säureschutzmantel der Haut. Deshalb sollte jede Waschung nur nach sorgfältiger Planung durchgeführt werden. So kann die Hautpflege die Schutzfunktion der Haut erhalten oder wiederherstellen und das Wundwerden an riskanten Körperstellen vermeiden.
Eine ideale Hautpflege zur Dekubitusprophylaxe beinhaltet folgende Schritte:
Sowohl bei der Hautbeobachtung als auch bei der Hautpflege sollte umgehend eine Pflegefachkraft informiert werden, falls der Verdacht oder die akute Gefahr eines Dekubitus besteht. Denn sie kann eine adäquate Einschätzung vornehmen und etwaige Geschwüre phasengerecht behandeln.
Da Dekubitus meist durch zu hohen Druck auf die Haut entstehen, ist es wichtig, die Lagerung regelmäßig zu wechseln. Nur so kann das Gewebe entlastet und der Blutfluss angekurbelt werden. Welche Haltung und in welchem Intervall der Lagerwechsel erfolgen sollte, hängt vorrangig vom Hautzustand und der Mobilität des Patienten bzw. der Patientin ab.
Bei jeder Mobilisation und jedem Positionswechsel sollte das Gewebe möglichst geschont werden. Außerdem sollten kleinere Bewegungen möglichst von der Patientin bzw. dem Patienten selbst durchgeführt werden.
Gerade bei der Lagerung von Patienten und Patientinnen kommen des Öfteren Hilfsmittel zum Einsatz (sog. Lagerungshilfsmittel). Sie sollen das Umlagern erleichtern, den Druck auf ein Hautareal reduzieren und so zur Dekubitusprophylaxe beitragen. Sie ersetzen jedoch nicht die eigentliche Lagerung.
⇒ Achtung: Bei der Lagerung ist darauf zu achten, dass andere medizinische Hilfsmittel oder Geräte keinen Druck auf die Haut ausüben. Denn das erhöht das Dekubitusrisiko.
Ein weiterer Baustein der Dekubitusprophylaxe ist die Ernährung. Nehmen die Betroffenen täglich genügend Nährstoffe auf, kann dies das Dekubitusrisiko verringern. Besonders relevant ist dabei die Menge an Eiweiß/Proteinen, da sie Ödemen, Ischämie und anderen Risikofaktoren der Dekubitus vorbeugen kann. Aber auch die Menge an Vitaminen und Mineralstoffen (Calcium, Zink etc.) sollte im Auge behalten werden.
Darüber hinaus ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr entscheidend. Trinken die Betroffenen zu wenig, kann das die Durchblutung verschlechtern und damit Dekubitus fördern.
⇒ Hinweis: Bei der Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme ist insbesondere auf Kau- und Schluckbeschwerden oder eine vorhandene Essstörung zu achten!
Wie bei allen pflegerischen Maßnahmen erfordert auch die Dekubitusprophylaxe eine ausreichende Hygiene. Denn jegliche Hautreizungen oder -schädigungen zerstören die Hautbarriere und machen sie anfälliger für Bakterien, Keime und andere schädliche Organismen. Daher müssen die verantwortlichen Pflegekräfte umfangreich in Sachen Hygiene und Infektionsschutz aufgeklärt sein.
Der Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege empfiehlt in seiner aktuellen Fassung z. B. folgende Hilfsmittel nicht (mehr):
Des Weiteren sollten folgenden Pflegeprodukte bei der Hautpflege zur Dekubitusprophylaxe nicht genutzt werden:
Wie bei jeder Pflege gilt auch bei der Dekubitusprophylaxe: Sie muss auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten und der einzelnen Patientin abgestimmt sein.
Die Dekubitusprophylaxe nimmt eine zentrale Rolle in der Pflege ein, da die Dekubitus ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem darstellen. Betroffene leiden unter teils starken Schmerzen und müssen Einschränkungen ihrer Lebensqualität in Kauf nehmen. Umso erfreulicher, dass die Entstehung eines Dekubitus in vielen Fällen durch vorbeugende Maßnahmen verhindert werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass sich Angehörige und speziell Pflegekräfte mit der Dekubitusprophylaxe auskennen.
Außerdem sind Fachkenntnisse im Schmerz- und Wundmanagement von Vorteil, um etwaige Hautverletzungen bestmöglich versorgen zu können. Diese Kenntnisse können z. B. in entsprechenden Fortbildungen erworben werden.
Optimale Pflege und selbstständige Betreuung von Schmerzpatienten/-patientinnen
Zeitgemäßes Wundmanagement gemäß den erweiterten Rahmenempfehlungen nach § 132a Abs. 1 SGB V
Augsburg, 26.03.2024Online-Redaktion, AKADEMIE HERKERT
Quellen: Software „Pflege- und Expertenstandards auf CD-ROM“, Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“